Brustkrebs tritt während der Schwangerschaft selten neu auf. „Die Häufigkeit steigt jedoch aufgrund des zunehmenden Alters der Erstgebärenden“, berichtet Prof. Dr. med. Michael Braun. Der Chefarzt und Leiter des Interdisziplinären Brustzentrums des Rotkreuzklinikums München, Standort Frauenklinik, hat zur Diagnosestellung von Malignomen während der Schwangerschaft einen ausführlichen Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung veröffentlicht. „Etwa bei jeder 1.000 Schwangerschaft wird ein bösartiger Tumor entdeckt. In etwa 60 Prozent handelt es sich dabei um gynäkologische Geschwulste, der Großteil davon ist Brustkrebs“, so der Experte. Die Behandlung von Schwangeren mit Mammakarzinom stellt die Behandlungsteams vor große Herausforderungen, denn „neben der lebensbedrohlichen Erkrankung der Mutter muss die Sicherheit des ungeborenen Kindes in die Therapieplanung einbezogen werden.“
„Generell ist die Brustkrebstherapie in der Schwangerschaft dem Alter, dem Erkrankungsstadium und dem Wunsch der Patientin anzupassen“, sagt Prof. Braun und setzt auf eine individuelle Planung durch ein interdisziplinäres Team bei gleichzeitiger enger Rücksprache mit der Betroffenen. „Der Therapiebeginn sollte auf keinen Fall hinausgezögert werden“, mahnt er und empfiehlt eine lokale und/oder systemische Therapie analog der Standards für gleichaltrige, nicht schwangere Frauen mit vergleichbarer Tumorbiologie und Tumorstadium.
Eine frühzeitige Beendigung der Schwangerschaft verbessert die Prognose nicht. Sie gilt zudem als signifikant schlechter für die zerebrale Entwicklung des Ungeborenen als eine Chemotherapie. Der Brustkrebsexperte legt jedoch allen Betroffenen ans Herz, sich in einem interdisziplinären Brustkrebszentrum behandeln und betreuen zu lassen sowie die Geburt sorgfältig zu planen. Die Entbindung sollte so nahe wie möglich am Termin erfolgen. „Die Entbindungsmethode kann unabhängig von der Therapie je nach Wünschen der Schwangeren sowie nach eventuellen geburtshilflichen Notwendigkeiten gewählt werden“ beruhigt der Chefarzt. Die medikamentöse Tumortherapie sollte nach Abschluss der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche pausiert und etwa zwei bis drei Wochen nach der Geburt wiederaufgenommen werden. Stillen ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
„Mitunter ist die Chemotherapie kurz nach der Entbindung abgeschlossen und aufgrund der Abbauzeiten der Arzneistoffe ein Stillen etwa vier Wochen nach Therapieabschluss möglich“, stellt Prof. Braun in Aussicht. „Bei aller Achterbahn der Gefühle - eine Behandlung von Mutter und Kind ist dank der medizinischen Forschung und innovativer Therapiekonzepte in der Regel erfolgversprechend“, versichert der Leiter des Interdisziplinären Brustkrebszentrums in der Taxisstraße. Zudem erfahren Betroffene Unterstützung durch die Psychoonkologie der Frauenklinik „Unser interdisziplinäres Team bietet umfassende Unterstützung und lässt in dieser schwierigen Zeit keine schwangere Brustkrebspatientin allein“, betont Prof. Braun.
Ausführliche Informationen zur Brustkrebstherapie in der Schwangerschaft finden Sie im Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung, den der Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie am Rotkreuzklinikum München veröffentlicht hat.