„Menschen in kritischen, oft auch lebensbedrohlichen Situationen zu helfen, ist eine tolle Aufgabe“, versichert Lydia Dadashi. Die Pflegefachkraft und Mitarbeiterin der Zentralen Praxisanleitung am Rotkreuzklinikum hat die Leitung des Projekts PSU-Peer-Support übernommen. Bei aller Begeisterung für ihren Beruf weiß sie dennoch, dass die Kolleg:innen in Pflege und Medizin manchmal an ihre persönlichen Grenzen stoßen und selbst Unterstützung benötigen. „Deshalb bilden wir jetzt 18 Mitarbeitende zum Peer aus“, freut sich Pflegedienstleitung Carola Riedl. In Zusammenarbeit mit PSU-Akut e.V. München und mit finanzieller Unterstützung durch die BKK ProVita hat kürzlich der erste Workshop für die sogenannten Peers stattgefunden.
Die Peers kommen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Sie werden erste Ansprechpartner:innen sein, um belastende Ereignisse im beruflichen Umfeld besser verarbeiten zu können. „Auf Augenhöhe, von Kollege zu Kollegin, kritische Situationen thematisieren zu können, ist unglaublich hilfreich“, hat Dadashi selbst erlebt. „Egal, ob man einen Patienten verliert, ob man eine schlimme Diagnose verkünden muss oder im beruflichen Kontext eine Gewalterfahrung macht. Psychosoziale Unterstützung kann helfen, dass sich solche Erlebnisse nicht festsetzen und keine dauerhafte Belastung werden“, ist sie überzeugt. Sie nahm deshalb vor eineinhalb Jahren den Kontakt mit PSU-Akut auf und ist bereits selbst Peer. Das hilft ihr auch als hauptamtliche Praxisanleiterin. „Belastende Ereignisse können selbst für routinierte Mitarbeitende eine große Herausforderung darstellen. Bei Auszubildenden, die erst auf dem Weg zu professionellen Pflegefachkräften sind, wirken sie sich oft noch nachhaltiger auf Motivation, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit aus“, berichtet sie von ihren Erfahrungen bei der Anleitung von Pflegeauszubildenden auf Station.
Taguhi Ustabashyan hat die PSU-Fortbildung besucht. „Es ist ein gutes Gefühl, zukünftig besser mit solchen Situationen umgehen zu können. Ich finde, dass ich eine Mitverantwortung für das Wohlergehen meiner Arbeitskollegen habe“ sagt die stellvertretende Stationsleitung. Die Pflegedienstleitungen Carola Riedl und Thomas Leske sind begeistert von der kollegialen, psychosozialen Unterstützung. „Es ist uns sehr wichtig, dass sich in besonderen Stress- und Belastungssituationen niemand allein gelassen fühlt.“ Diese Haltung teilt auch Prof. Dr. med. Marcus Hentrich. Als Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Onkologie und Hämatologie schätzt er die neuen Peers. „Viele Mitarbeitende wünschen sich in solchen Fällen Gesprächspartner:innen mit vergleichbarem Erfahrungshintergrund und Verständnis für ihre Situation. Peers tragen zur Sicherheit für das berufliche Handeln bei. Sicherheit, die sich auch positiv auf unsere Patient:innen im Rotkreuzklinikum auswirkt“, ist Hentrich sicher.