Welchen Einfluss kann das Corona-Virus auf Herzkreislauf-Patienten haben? Mit dieser Frage haben sich die Studienzentrale des Klinikums und meine Abteilung näher beschäftigt. Wir haben gemeinsam an einer aktuellen klinischen Studie zum Thema „Einsatz von Blutdrucksenkern bei COVID-19" mitgearbeitet. Unsere Untersuchungen zeigen, dass eine Medikamentenpause von bestimmten blutdrucksenkenden Mitteln – den sogenannten ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptblockern – zwar nicht die Schwere einer Corona-Erkrankung beeinflusst, jedoch unter Umständen den Genesungsprozess beschleunigen kann.
Die Forschungsarbeit mit 35 weiteren Zentren ist entstanden, weil wir zu Beginn der Pandemie nicht wussten, inwiefern die Einnahme bestimmter Blutdrucksenker zu einem schwerwiegenden Covid-19-Verlauf bei Herzkreislauf-Patienten beiträgt. Bei unserer fast einjährigen Untersuchung haben wir letztlich festgestellt, dass Patienten mit einer Corona-Infektion, die die gängigen blutdrucksenden Medikamente aus dem Bereich der ACE-Hemmer bzw. Angiotensin-Rezeptorblocker für 30 Tage abgesetzt haben, sich schneller und besser von ihrer Covid-19-Erkrankung erholt haben. Im Gegensatz zur Gruppe, die die Medikamente weiter eingenommen hat, haben aus dieser Gruppe nur halb so viele Patienten eine Organschädigung erlitten oder sind verstorben.
Die Ergebnisse sind so bedeutend, dass nun das international renommierte Fachmagazin The Lancet Respiratory Medicine die Ergebnisse der Studie veröffentlicht hat. Durchgeführt wurde die Studie von der Medizinischen Universität Innsbruck sowie des Klinikums der Ludwig-Maximillians-Universität München. Was uns in der Tat stolz macht: Durch die Anzahl der am Rotkreuzklinikum München in die Studie eingeschlossenen Patienten steht das Klinikum damit an sechster Stelle aller rekrutierenden Krankenhäuser.
Insgesamt haben sich 35 medizinische Zentren aus Deutschland und Österreich beteiligt. Dafür wurden 204 Patienten mit einer Coronavirus-Infektion im Zeitraum von April 2020 bis Februar 2021 untersucht.